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»Was bleibt übrig von 'nem Vierteljahrhundert Rap?« Eine berechtigte Frage. Gestellt wird sie auf dem neunten Album einer Band, deren Präsenz für uns heute so selbstverständlich ist, dass man sich die Tragweite dieses Jubiläums erst einmal vergegenwärtigen muss. 1987 gegründet als The Terminal Team, umbenannt in Die Fantastischen Vier im Jahr von »Looking For Freedom« (hier) und »3 Feet High And Rising« (dort), ist diese Band mit knapp sieben Millionen verkauften Einheiten, sieben Platin-Auszeichnungen und ausverkauften Hallen eine der ganz großen Pop-Geschichten und zugleich Deutschlands dienstältester Rap-Act. Ihr Debüt war 1991 das erste durchgehend deutschsprachige Rap-Album, mit ihren ersten großen Erfolgen waren sie bald eine offene Provokation für eine noch unentspannt dogmatische deutsche HipHop-Szene. Erst mit einigem Abstand wurde klar, was für eine nachhaltige Entwicklung dieser Konflikt in Bewegung setzte, und wie wichtig das daraus entstehende Selbstbewusstsein für eine Subkultur war, die heute ganz selbstverständlich im Mittelpunkt zu stehen gelernt hat. Mit der Gründung des Labels Four Music und der Booking-Agentur Four Artists, deren Relevanz bis heute ungebrochen ist, untermauerten die Vier früh ihre HipHop-Verbundenheit mit sicherem Geschäftssinn. Die Floskel vom Geschichteschreiben mag längst abgegriffen sein, aber der popkulturelle Einfluss der Fantastischen Vier bleibt unbestritten. Jenseits all der Superlative und kulturellen Wechselwirkungen sind Die Fantastischen Vier aber auch ein soziales Phänomen. In einer ganz ursprünglichen Ausprägung menschlicher Zusammengehörigkeit sind sie eine Gruppe, die schlicht aus einem gemeinsamen Interesse heraus eine instinktive gegenseitige Loyalität entwickelt hat, die nur in wenigen anderen Bands so stark zu spüren ist. Diese gemeinsame Identität von vier so unterschiedlichen Charakteren besteht unabhängig von Ort und Zeit, in Abgrenzung von allen äußeren Umständen: Es gibt nur Thomas, Smudo, Andy, Michi. Es geht nur um die Vier. Und das ist auch der Grund dafür, dass es die Vier so lange gibt. Dabei ist die Trennung ebenso wichtig wie das Miteinander. Wenn die Vier einander nicht immer wieder bewusst den Rücken kehren könnten, um ihre eigenen Leben zu leben und neue, individuelle Motivation zu sammeln, wer weiß, wie die Zeit ihnen dann mitgespielt hätte. Die Musikgeschichte kennt jedenfalls mehr als genug tragische Beispiele. Dass nach all dieser Zeit tatsächlich erst das neunte Studioalbum ansteht, ist eine Konsequenz dieser Dynamik. Andere Künstler mögen es da eiliger haben. Aber jedes Album steht zugleich für eine neue Ausgangsposition als Band, für einen Zeitpunkt, an dem die Vier wieder gemeinsam etwas zu sagen hatten. Dieser kritische Zeitpunkt lässt sich nicht planen, er passiert. Auf »Rekord«, diesem neunten Album, gehen Die Fantastischen Vier mit den letzten 25 Jahren und ihrem ungebrochenen Popstartum ganz unaufgeregt um. Klar, die einleitende Ansage »25« lassen sie sich nicht nehmen. Sie stellen aber auch schnell klar, wie wenig sich die Dinge ändern, wenn man nur den Moment, das »Heute«, als Bezugspunkt ernst nimmt. Dieser hedonistische und unmittelbare Blick auf das Leben zieht sich durch das vorliegende Album wie durch die ganze Karriere der Fantastischen Vier. Immer wieder durchscheinende Melancholie kippt nie in Selbstmitleid, Intimität geht ohne Kitsch und in der Bewegung liegt immer noch die Kraft. »Rekord« ist Ausdruck einer tief empfundenen künstlerischen Unbeschwertheit und macht ganz selbstverständlich ein Referenzsystem hörbar, das von klassischer HipHop-Sozialisation über Pop-Selbstbewusstsein bis zu moderner Clubkultur reicht. Und solange man die Musik nicht auf die leichte Schulter nimmt, muss man sich auch selbst nicht zu ernst nehmen. Dass es vorerst dieser »Rekord« ist, der von einem Vierteljahrhundert Rap übrig bleibt, ist also nur angemessen.

Aus ist das Spiel noch lange nicht.

https://diefantastischenvier.de/

Die Fantastischen Vier - MfG

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